Samstag, 15. Oktober 2016

Unerhörte Musik | Newsletter | 2016 | Nr. 19




NEWSLETTER 2016 | Nr. 19
18. und 25. Oktober
Club-Konzert 21. Oktober


"Am interessantesten ist die Innenseite der Außenseiter."
(Jean Genet)
DEGEM,
drei größere Ensembles, Electronic ID aus Köln, das Arnold Dreyblatt Ensemble (The Orchestra of Excited Strings) und das Berliner modern art ensemble lassen den Oktober üppig ausklingen.
Am Dienstag, 18. Oktober um 20:30 Uhr spielt electronic ID, Kölns junges Ensemble für intermediale Musik des 21. Jahrhunderts, das sich zur Aufgabe gemacht hat, durch ungewöhnliche Programmkonzeptionen junge Komponist*innen durch Ur- und Wiederaufführungen ihrer Musik zu fördern.
Rausch – Physikalität: Neben Werken von einigen der profiliertesten Komponisten der aktuellen Musik, Brigitta Muntendorf, Maximilian Marcoll, Ole Hübner UA, Joanna Bailie und Malte Giesen, freut sich das Ensemble ganz besonders über die Arbeiten von zwei vielversprechenden Studierenden: dem Österreicher Julian Siffert und dem gerade 20-jährigen Niclas Thobaben.

Arnold Dreyblatt gehört zur 2. Generation der New Yorker Minimal Music Komponisten. Er gilt als einer der am meisten rock-orientierten Minimalisten und hat mit seinem Orchestra of Excited Strings mit teils selbst kreierten Instrumenten und Umstimmtechniken eine ganz eigene Musiksprache entwickelt.
Im BKA CLUB Konzert am Freitag, 21. Oktober um 23:30 Uhr performt er mit Konrad Sprenger (Jörg Hiller), Percussion |  6 Channel Digitally automated E-Guitar und Joachim Schütz, Modified E-Guitar.

Am Dienstag, 25. Oktober um 20:30 Uhr gibt sich das famose modern art ensemble die Ehre:
My Favorite Things: Gibt es ein Lieblingsobjekt, ein „Favorite Thing“, das die Komponisten zu ihrer Musik angeregt hat und wie wird Musik zum Lieblingsobjekt?
Konkret geht es um die Präsentation von Kunstobjekten, die eine musikalische Interpretation erfahren:
Martin Daskes "Notensetzen", das einerseits Kunstwerk, anderseits variable dreidimensionale Notation ist. In Seyko Ithos „My favorite thing“ wird der Vorgang der Erstellung eines Gedichtes visuell und klanglich thematisiert. Markus Bongartz wird mittelalterliche persische Literatur für die Sängerin Gesa Hoppe und das modern art ensemble vertonen. Klaus Schöpps „Seven Scetches“ sind angeregt durch die Erinnerung an den Flötenklang seiner Lehrerin Roswitha Staege, beim Spielen eines kurzen, aber glänzenden Flötensolos aus Prokofiefs Orchestersuite „Romeo und Julia“. John Palmers  „Alba“, „Dämmerung“ schließlich ist eine stille Komposition am Rande des Schweigens.
Einführung:  19:45
 Inhalt
 Dienstag, 18. Oktober | Rausch - Physikalität
 Dienstag, 25. Oktober | My Favorite Things
Dienstag, 18. Oktober 2016 | 20:30 Uhr |     Rausch - Physikalität

electronic ID
Sarah Heemann, Flöten
Tobias Gubesch, Klarinetten
Sebastian Gokus a.G., Schlagzeug
John Bold, E-Gitarre
Katharina Fuchs, Stimme
Pauline Buss, Viola
Rebekka Stephan, Violoncello
Constantin Herzog a.G., Kontrabass
Felix Knoblauch, Klavier/Keyboard & künstlerische Leitung
Ole Hübner, Elektronik & künstlerische Leitung

Ole Hübner
music for j. t. #1a: concerto grosso (2015/16)
für E-Gitarre solo, Violoncello solo, Klavier solo, Begleitquartett (Flöte, Klarinette, Viola, Kontrabass), virtuelles Klavier und Live-Elektronik UA

29/05/2016 – München, Abend.
Bin noch durch das Lehel entlangspaziert und hab vor der Oper rumgesessen. Zum Mittagessen Bionade und Spinat. Wart’, stimmt nicht. Eher so 'ne Pommes mit 'ner fetten Currywurst. Wollte gerade meine blauen Pillen nehmen, aber warum auch immer – was soll das denn jetzt? – jemand hatte sie mir anscheinend gestohlen. Also ging ich zu meinem Auto zurück. Der Wagen war aufgebrochen, geknackt. Ach, nee, haha, alles war noch so, wie ich es verlassen hatte. Ich setz‘ mich rein. Der Fahrer weg, Stille und totale Finsternis, keine Drogen, nicht mal Koks. Ja, ganz sicher kein einziges Gramm, nicht mal ein Gramm Gras. Nur diese Stille und Leere, bis auf die unscharfen Umrisse zweier Kanonen, die dort nebeneinander auf dem Rücksitz lagen, fuck!

Ole Hübner, 1993 geboren, studierte Komposition zunächst als Frühstudent bei Benjamin Lang und Joachim Heintz an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover und anschließend regulär bei Johannes Schöllhorn und Michael Beil an der Hochschule für Musik und Tanz Köln. Zusätzlichen Unterricht erhielt er unter anderem bei Sarah Nemtsov, Chaya Czernowin, José María Sánchez-Verdú, Marcus Schmickler und Orm Finnendahl. Seit 2015 studiert er u.a. bei Heiner Goebbels im Masterstudiengang am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft Gießen. Er arbeitet(e) u.a. mit dem Theater Aachen, dem Studio für Stimmkunst und neues Musiktheater der Musikhochschule Stuttgart, der Deutschen Oper Berlin, mam.manufaktur für aktuelle musik (bei der Klangwerkstatt Berlin), den Performancekollektiven BRXT, Supergroup (als Stipendiat am tanzhaus nrw Düsseldorf) und Anna Kpok, dem Ensemble Garage (beim Kwadrofonik Festival Warschau), dem Trio Catch, dem Ensemble Adapter, dem E-MEX-Ensemble, dem Decoder Ensemble und Solist*innen wie Julia Miháy (beim SPOR Festival Aarhus), Frauke Aulbert, Nicola Hein, Sebastian Berweck, Paul Hübner, Helen Bledsoe, Béatrice Gaudreault-Laplante (bei der Münchener Biennale), Dirk Rothbrust sowie Antoine Françoise & Gilles Grimaître (beim Tzlil Meudcan Festival Tel Aviv-Jaffa) zusammen. Stücke von ihm wurden bereits in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Polen, Italien, Dänemark, Japan und Israel aufgeführt sowie vom Deutschlandfunk, Deutschlandradio Kultur, WDR 3, SR 2 und Radio Bremen gesendet.
In seiner Arbeit macht er Gebrauch von Audioelektronik, Videos und szenischen Konzepten und bewegt sich oftmals im Bereich von Musiktheater und Theatermusik. Themen wie etwa die Konzeption und Manipulation von Wirklichkeiten, Formen von „Authentizität“, der Fragekomplex von „Wahrheit“ und „Lüge“, das Situative, das Abwesende … werden sowohl in seiner künstlerischen als auch seiner theaterwissenschaftlichen Arbeit kritisch beleuchtet und bearbeitet. Ole Hübner arbeitet regelmäßig mit Künstler*innen anderer Sparten zusammen und ist im Rahmen verschiedener Theaterproduktionen als Elektronikspieler in Bands für improvisierte Musik aufgetreten. | www.olehuebner.wordpress.com

Joanna Bailie
On and Off 2 (2008)
für sechs Performer mit Radios und CD-Playern
Joanna Bailie wurde 1973 in London geboren. Sie studierte Komposition bei Richard Barrett, Elektronische Musik am Koninklijk Conservatorium in Holland, und gewann 1999 ein Stipendium für ein Studium an der Columbia University New York. Ihre Musik wurde von Gruppen wie dem Ensemble Musikfabrik, L’instant Donné, EXAUDI, Ensemble Mosaik, Nieuw Ensemble, Apartment House, London Sinfonietta, BBC Scottish Symphony Orchestra und dem Ives Ensemble aufgeführt. Sie war bei Festivals wie der Biennale Venedig, Huddersfield Contemporary Music Festival, SPOR Festival, Festival Reims Scènes d’Europe, Tuned City, den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik, dem Borealis Festival und dem Ultima Festival in Norwegen sowie dem Transit Festival in Belgien zu hören. Ihre aktuellen Arbeit umfasst Kammermusik und Installationen und ist durch den Gebrauch von Field Recordings gemeinsam mit akustischen Instrumenten gekennzeichnet. Ihr Interesse gilt außerdem dem Wechselspiel zwischen Klanglichem und Visuellem, was ihre Arbeiten für Camera obscura wie etwa die Installation The place you can see and hear und das Musiktheaterstück Analogue beweisen. Gemeinsam mit dem Komponisten Matthew Shlomowitz ist Joanna Bailie Mitbegründerin und künstlerische Leiterin des Ensemble Plus-Minus. Im Mai 2010 war sie Gastkuratorin des SPOR Festival in Aarhus, Dänemark, und im September 2015 kuratierte und produzierte sie das Cut and Splice Festival für BBC Radio 3. Sie unterrichtete Komposition an der City University London, Det Jyske Musikkonservatorium Aarhus und bei den 47. Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik. 2016 ist sie zu Gast beim Berliner Künstlerprogramm des DAAD. Eine Auftragskomposition für das SWR Vokalensemble wurde bei den Donaueschinger Musiktagen 2016 uraufgeführt. | www.joannabailie.com

Niclas Thobaben
not so much about everything (2016)
für Flöte, Klarinette, Klavier, Drumset, Violoncello, Zuspielung und Live-Elektronik
„With the allocation and the understanding of the lack of understanding, we enter into a new era of science in which we feel nothing more than so much so as to say that those within themselves, comporary or non-comporary, will figuratively figure into the folding of our non-understanding and our partial understanding to the networks of which we all draw our source and conclusions from.“  (Reggie Watts, 2012)
Niclas Thobaben, geboren 1996, studiert seit 2014 Elektronische Komposition bei Michael Beil im Studio für Elektronische Musik der Hochschule für Musik und Tanz Köln. Zudem besuchte er weiterführende Seminare u.a. bei Martin Schüttler, Oliver Schneller, Mark André und Annette Schlünz. Seine Musik beschäftigt sich mit den Überschneidungen und Grenzen verschiedener Genres, insbesondere populärer und elektronischer Undergroundmusik im Verhältnis zur zeitgenössischen Kunstmusik. Er bewegt sich damit im Spannungsfeld zwischen E- und U-Musik. Der Einsatz von performativen, (live-)elektronischen und visuellen Elementen ist dabei ein wichtiger Bestandteil. Weitere Schwerpunkte liegen in der Auseinandersetzung mit Themen wie Wahrnehmung, Emotion, Popkultur, Internet-Phänomenen und Sounddesign. Wichtige Einflüsse seiner Arbeit sind zudem Komponisten wie Alexander Schubert, Michael Beil, Trond Reinholdtsen, Martin Schüttler, Brigitta Muntendorf, Igorrr und Frank Zappa. Seit 2015 produziert er unter dem Künstlernamen F000L Breakcore, IDM und Jungle Musik und hat auf den Labels HormonalVibrationz, SpeedcoreWorldwide und Gabbaret Records released. | www.niclas-thobaben.blogspot.com

Brigitta Muntendorf (Musik) & Jürgen Palmer (Video)
abschminken (2011)
für Stimme, Bassflöte, Klavier, Schlagzeug, Viola, Violoncello, Zuspielung und Video
Ein Spiel mit Idenditäten: Während des Bühnengeschehens zeigt das Video eine Garderobenszene. Vielleicht aus der nahen Vergangenheit. Oder sogar aus der Gegenwart. Die Projektion ist also ein Durchblick in einen Raum hinter der Bühne, wahrscheinlich jenseits des Moments. Die Kamera fungiert als Spiegel, vor dem sich ein Sänger oder Mime „abschminkt“. Er schminkt sich aber nicht nur seine Maske ab, seine Bühnenrolle, sondern auch seine Karriere, wenn nicht sogar sein Leben. Vielleicht sind die Musiker auf der Bühne seine Kollegen, die im Video von draußen zu hören sind. Draußen ist die Bühne, drinnen die Garderobe, ganz drinnen das Innenleben … und dieses spiegelt wiederum das abgelebte Bühnenleben draußen.
Die Musik erscheint wie ein klanglicher Spiegel und versucht jene Manierlichkeit zurückzuerobern, die der Protagonist schon längst verloren oder aufgegeben hat. Es jammert ein abgeschminkter Bach, läuft der Bilderspur entgegen und kämpft sich gegen Schluss zu einem kurzen Souvenir einer Arie durch. Vielleicht ist diese Musik aber auch eine Hommage … an beide: den Mann und die Musik, die er in seiner Rolle auf die Bühne gebracht hatte.

Brigitta Muntendorf absolvierte ihr Kompositionsstudium bei Younghi Paagh-Paan und Günther Steinke an der Hochschule für Künste Bremen sowie bei Krzysztof Meyer, Rebecca Saunders und Johannes Schöllhorn an der Hochschule für Musik und Tanz Köln. Während des Studiums gründete sie das mittlerweile zehnköpfige und sieben Nationen verbindende Ensemble Garage, das sich überwiegend auf multimediale und musiktheatrale Weise mit den künstlerischen Intentionen und ästhetischen Reklamationen der heutigen Zeit auseinandersetzt.
Brigitta Muntendorf verfolgt mit ihrer Arbeit als Komponistin, ebenso wie mit ihrer Arbeit als künstlerische Leiterin des Ensemble Garage, die Vision einer Musik, die durch möglichst vielschichte Kontextualisierung nicht nur auf sich selbst verweist, sondern Verweise zu anderen Kunst- und Ausdrucksformen setzt. Sie ist davon überzeugt, dass nur in einem rhizomatischen Setting heutige gesellschaftliche Phänomene kompositorisch reflektiert werden können.
Sie erhielt zahlreiche Stipendien und Preise (u.a. Stipendium an der Cité Internationale des Arts Paris 2010, Internationale Ensemble Modern Akademie 2012/13, Villa Concordia Bamberg 2014/15, Hochschulplreis der HfMT Köln, Carl-von-Ossietzky-Preis, Bernd-Alois-Zimmermann-Stipendium, Förderpreis der Ernst von Siemens Musikstiftung). Ihre Werke wurden neben dem Ensemble Garage auch von Ensembles wie Ensemble Modern, Ensemble Mosaik, Asko/Schönberg Ensemble, CALEFAX, PHACE, Klangforum Wien, Decoder oder Musikfabrik aufgeführt. Im Zuge des Förderpreises wurde 2014 auch ihre CD „It may be all an illusion“ veröffentlicht. Aktuelle Produktionen sind u.a. das Musiktheater FIGO für die Münchner Biennale, Komposition und musikalische Leitung der CITY DANCES nach Anna Halprin in Köln (Zusammenarbeit mit Stephanie Thiersch/Mouvoir) und ein neues Tanztheater mit Anna Konjetzky (Münchner Kammerspiele). Brigitta Muntendorf lebt als freischaffende Komponistin und künstlerische Leiterin des Ensemble Garage in Köln und Wien. |
www.brigitta-muntendorf.de
Malte Giesen
Easy Listening Studies (2015)
Version für Flöte, Klarinette, E-Gitarre, Klavier, Drumset, Viola und Zuspielung
Nr. 1 „lounge remix“
Nr. 2 „club“

„Easy Listening füllt das soziale oder psychische Vakuum ('peinliche Stille' z. B. bei der Fahrstuhlfahrt oder auf öffentlichen Toiletten) mit simplen Motiven und maximal erwartungsgemäßen Phrasen und dem Effekt der Wiedererkennung bekannter Themen auf. Typische Ambient Music bietet hingegen wiederum so wenig Substanz, bzw. Zusammenhang, dass die Musik praktisch sofort habituiert, aus dem Bewusstsein ausgeblendet wird (Habituation) und eigenen Gedanken Platz macht.“ – http://de.wikipedia.org/wiki/Easy_Listening
Malte Giesen studierte Komposition und Computermusik an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Stuttgart bei Marco Stroppa und Oliver Schneller, es folgten weitere Studien am Conservatoire National Supérieur de Musique de Paris bei Gérard Pesson sowie bei Hanspeter Kyburz und Wolfgang Heiniger (für elektroakustische Musik) an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin. Er unterrichtet zeitgenössische Improvisation an der Hochschule für Musik Karlsruhe und elektroakustische Musik an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin. Zahlreiche Aufführungen im In- und Ausland, unter anderem in Zusammenarbeit mit dem Radio-Sinfonieorchester des SWR Stuttgart, Sonar Quartett, Quatuor Diotima, sonic.art Saxophonquartett, Ensemble Ascolta, Ensemble Recherche, Ensemble Mosaik, Ensemble Adapter, L’instant Donné, Ensemble Kuraia, Neue Vocalsolisten Stuttgart, Ardey Saxophonquartett, Namascae Lemanic Modern Ensemble, SUONO MOBILE global auf diversen Festivals, u.a. Donaueschinger Musiktage, Wien Modern, Klangwerkstatt Berlin, Acht Brücken Köln, Ars Nova Rottweil, blurred edges Hamburg und den Wittener Tagen für neue Kammermusik. | www.malte-giesen.de

Maximilian Marcoll
Compound No. 7: OPERATION ENOK (2013)
Version für Sprecherin, Bassklarinette mit Live-Elektronik, Sampler, Ad-Hoc-Spieler, Viola, Kontrabass und 5-Kanal-Zuspielung
Die Stücke der COMPOUND-Reihe basieren auf einer Sammlung von Transkriptionen von Aufnahmen meiner persönlichen Umgebung. Für „OPERATION ENOK“ habe ich die Technik präziser Transkription zugunsten eines offeneren Verhältnisses zwischen den „Originalaufnahmen“, der Zuspielung und den Performern teilweise verlassen. Natürlich gibt die Zuspielung eine feste zeitliche Struktur vor, der die Performer folgen müssen, doch so gut wie alles weitere geschieht drumherum, nicht obendrauf. Mein Fokus liegt weniger auf dem hörenden Abtasten eines Klangflusses als auf einer nebeneinander gelagerten Koexistenz verschiedener Kontexte. Sie werden hören: eine Aufnahme eines Nachbarn beim Spielen eines Computerspiels, Arbeiter beim „Entrümpeln“ der Wohnung meiner verstorbenen Nachbarin, Autobremsen am Freiheitsplatz in Tbilissi, Georgien, sowie eine Sammlung von Aufnahmen von TV-Spielshows. (Übersetzung aus dem Englischen: Ole Hübner)

Maximilian Marcoll (*1981) studierte Schlagzeug, instrumentale und elektronische Komposition in Lübeck und Essen. In seiner Arbeit beschäftigt er sich mit dem politischen Bedeutungspotential von Klang und Musik. Zur Zeit: „Amproprifications“, Verstärkungsebenen zu Stücken anderer Komponisten. Maximilian Marcoll ist Mitglied der Künstlergruppe stock11. Er lebt und arbeitet in Berlin. 
Malte Giesen
Easy Listening Studies (2015)
Nr. 3 „resort (rondo)“
Nr. 4 „embarrassing silence“
Nr. 5 „w/o club“


Julian Siffert
Needle’s Drop (2015/16)
Version für Bassflöte, Bassklarinette, E-Gitarre, Klavier, Schlagzeug, Violoncello, Kontrabass, Zuspielung und Video
Rausch gegen Rausch – ein Sezieren und Saturieren von Tapeten, die in ständig kippenden Rahmungen (ein Balanceakt zwischen Aufnahme und Liveshow) aus ihrer Hintergründigkeit herausgelöst werden. Die Tapete als Hintergrundrauschen, Verrauschung als Exzess, Rauschen als Bruch und Fluchtlinie.  Julian Siffert ist als Komponist und Klangkünstler aktiv. Musik nicht als mediale Schablone, sondern im Wechselspiel institutioneller Zwischenräume, textuell- und physischer Körper zu begreifen, zieht einen roten Faden durch seine Arbeit: ein Zerfransen von Grenzposten. Studien führten ihn bisher ans Conservatoire National Supérieur de Musique et Danse de Lyon, das Konservatorium und die Univerisität für Musik und darstellende Kunst Wien sowie an die Hochschule für Musik und darstellende Kunst Stuttgart, wo er zurzeit bei Martin Schüttler studiert. Er lebt und arbeitet pendelnd zwischen Wien und Stuttgart.
Aufführungen und Ausstellungen u.a. im Rahmen der Donaueschinger Musiktage, Nexus-festival Leeds, Sanatta Görünürlük Festival Istanbul, Kunststraße Imst, Donauinselfest, Home is where the art is 2014/16, Sommer in Stuttgart 2016. |
www.cargocollective.com/juliansiffert


Das Ensemble electronic ID wurde im Frühjahr 2014 von Studierenden der Jazz-, Klassik- und neue-Musik-Abteilungen der Hochschule für Musik und Tanz Köln und der Folkwang Universität der Künste Essen gegründet und versteht sich als ein junges Ensemble mit Schwerpunkt auf der Interpretation intermedialer Musik des 21. Jahrhunderts, das bereits bestehende Stücke etablierter junger Komponist*innen zur Aufführung bringen und talentierte Komponist*innen der jüngsten Generation durch Uraufführungen ihrer Musik fördern will. Die feste Kernbesetzung von electronic ID besteht derzeit aus 14 Musiker*innen, die allesamt über breite Vorerfahrung im Bereich zeitgenössischer Musik verfügen und zum Teil seit Jahren bei Festivals wie den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik oder dem Warschauer Herbst auftreten und in Ensembles wie etwa dem Studio musikFabrik – Jugendensemble des Landesmusikrats NRW e.V., dem European Workshop for Contemporary Music des Deutschen Musikrats oder dem Kölner Ensemble 20/21 mitwirken:
Florian Käune, Blockflöten | Sarah Heemann, Flöten | Tobias Gubesch, Klarinetten | Raik Weidemann, Saxophone | Matthias Schuller, Posaune | Lukas Schäfer, Drumset und Percussion | Arturo Uribe Portugal, Schlagzeug | Felix Knoblauch, Tasteninstrumente und künstlerische Leitung | Katharina Fuchs, Mezzosopran | Anna Neubert, Violine | Pauline Buss, Viola | Rebekka Stephan, Violoncello | Alexander Dawo, Kontrabass | Ole Hübner, Elektronik und künstlerische Leitung
Regelmäßige Gäste sind etwa der Dirigent Yorgos Ziavras sowie der Komponist und Produzent Niclas Thobaben als Verstärkung für Elektronik und Technik; an der Gitarre wechseln sich seit Sommer 2016 Daniel Marx (Los Angeles) und John-Robin Bold (Graz) ab. Im Dezember 2015 übernahm die Kunstmanagerin und Kulturwissenschaftlerin Svenja Reiner die organisatorische Leitung des Ensembles.
Unter dem programmatischen Titel „HELLO“ präsentierte electronic ID im Dezember 2014 sein Debütkonzert im Kölner Kunsthaus Rhenania mit Stücken von Alexander Schubert, Peter Ablinger, Michael Beil, Mathias Monrad Møller, Cezary Duchnowski, Ole Hübner und Niclas Thobaben. Im September 2015 wurde mit „SPAM!“, einer Komposition des Saxophonisten des Ensembles, Raik Weidemann, das erste Stück zur Uraufführung gebracht, das speziell für die gesamte Instrumentalbesetzung von electronic ID entstanden ist. Das Konzert im Rahmen der Kölner Musiknacht wurde live auf WDR 3 übertragen.
Im Oktober 2015 präsentierte sich electronic ID auf Einladung des Deutschen Musikrats mit einem Konzert beim aXes Festival Krakau. 2016 debütierte das Ensemble bei der Konzertreihe Tripclubbing der Kölner Philharmonie sowie beim Festival Jazz Against The Machine im Kölner artheater.
Die Begeisterung für die Erarbeitung und Uraufführung neuer Kompositionen verbindet die Formation mit Komponist*innen wie Wassim Ibrahim, Philipp Krebs, Mikołaj Laskowski und Johannes Kreidler. Auch Musik von Sarah Nemtsov, Jagoda Szmytka, Joanna Bailie, Brigitta Muntendorf, Sergej Maingardt, Matthew Shlomowitz und Maximilian Marcoll wurde bei mehreren Konzerten aufgeführt. electronic ID steht im freundschaftlichen Austausch mit dem Krakauer Ensemble Spółdzielnia Muzyczna und befindet sich derzeit in der Gründungsphase als eingetragener Verein. 
electronicid.wordpress.com

Dienstag, 25. Oktober 2016 | 20:30 Uhr |    My Favorite Things

modern art ensemble
Gesa Hoppe, Sopran
Seyko Itoh, Live-Performance
Klaus Schöpp, Flöte
Unolf Wäntig, Klarinette
Theodor Flindell, Violine
Jean-Claude Velin, Viola
Matias de Oliveira Pinto, Violoncello
Yoriko Ikeya, Klavier

Martin Daske
Notensetzen V-X (2010)
für Flöte, Klarinette, Violine, Viola, Violoncello und Klavier

Martin Daske hat im Anschluß an seine „Folianten“ - filigrane, teilbewegliche Skulpturen, die die grafische Notation in die Dreidimensionalität überführen, eine weitere Form der Notation entwickelt: „Notensetzen“: In eine flache, mit hellem Sand gefüllte Holzkiste legen die Spieler Objekte, die Martin Daske aus Treibholz gefertigt hat. Diese Objekte werden als musikalische Zeichen gelesen und durch die Möglichkeit der verschiedenen Anordnungen ergibt sich ein fast unerschöpfliches Potential an musikalischen Texturen. „Notensetzen V-X“ wurde 2010 für das modern art ensemble erstellt und am 28.11.2010 beim Festkonzert „20 Jahre Berliner Gesellschaft für Neue Musik“ uraufgeführt.
Martin Daske, 1962 in Berlin geboren. Kompositorische Ausbildung in den USA am Dartmouth College bei Christian Wolff, in Krakau und am Mozarteum Salzburg bei Boguslaw Schaeffer. Daske entwickelte neben seinem „normalen“ kompositorischen Schaffen (z.B.: La pluie. Tombe (2015) für Tenorblockflöte, Violoncello und Zuspiel) eine Form dreidimensionaler Notation ("Folianten") und 2010 eine weitere ("Notensetzen"). 2002 Gründung des Duos „Die Klangschürfer“ mit dem Sprachkünstler Rainer Rudloff. Zahlreiche Hörspiele und andere Radioarbeiten (z.B.: „Thinking of something I don't know“ (2015)). Klanginstallationen, z.B. „Heim@klingt“ (2015), Kinderhörspiele, Theater- und Filmmusiken (z.B.: "Lunik" (2006/2007) und "Je voudrais être légère" (Tanztheater, Marseille 2008/2009). Seit 1989 einer der beiden künstlerischen Leiter der Konzertreihe "Unerhörte Musik" in Berlin. Seit 1993 betreibt Daske sein eigenes Produktionsstudio: tribord studio. Diverse Preise und Auszeichnungen. CD-Veröffentlichungen bei WERGO, edel-records, dem Hörverlag, der Hörcompany, au.diom.at und beim Klangscheiben Verlag. 2006 - 2012 auch Geschäftsführer der Initiative Neue Musik e.V. Berlin. Seit 2009 verstärkt Ausstellungen, z.B. art forum berlin, artefiera bologna, art brussels, art amsterdam, Galerie Mario Mazzoli (www.tribordstudio.de)
Klaus Schöpp
Seven Sketches (2016)
für Flöte und Klavier

Das Stück enstand im Frühjahr 2016 und wurde beim Konzert für Prof. Roswitha Staege am 26. April 2016 im Joseph Joachim Konzertsaal der Universität der Künste Berlin uraufgeführt.
Das kurze Duo für Flöte und Klavier ist Roswitha Staege gewidmet. Die Schönheit ihres Flötentons hat sich tief in mein Empfinden eingeschrieben. Dem Stück zugrunde liegt die Erinnerung an ein kurzes Flötensolo aus Prokofiefs Ballettmusik zu „Romeo und Julia“, das sie in einem Konzert mit dem RSO Saarbrücken in der Zeit meines Studiums dort auf so besondere und für mich unvergeßliche Weise gestaltet hat. (Klaus Schöpp)

Klaus Schöpp studierte Querflöte in Saarbrücken und Berlin bei Prof. Roswitha Staege und Prof. Karlheinz Zoeller. Er wirkte in zahlreichen Orchestern und Kammermusikensembles mit und war 2001/2002 Flötist im Berliner Sinfonie Orchester. Er wirkte in wichtigen Ensembles für Neue Musik mit (u.a. Berlin Improvising Composers Ensemble BICE, Ensemble UnitedBerlin). Er ist Mitbegründer und Organisator des Modern Art Ensembles Berlin und konzertiert regelmäßig mit Marc Lingks „Elektronisches Glück“.  Konzertreisen als Solist und Interpret zeitgenössischer Musik führten ihn durch viele Länder Europas, Amerikas und Asiens. Er hat zahlreiche Solo- und Kammermusikwerke uraufgeführt. Er hat eine Solo-CD mit Werken zeitgenössischer Berliner Komponisten veröffentlicht ("Cry of Medusa", kreuzberg records), sowie (zusammen mit Yoriko Ikeya) eine CD mit Musik für Flöte und Klavier („Songs of a desert bird“, made from nothing); darüber hinaus liegen zahlreiche weitere CD-Einspielungen und Rundfunkaufnahmen vor. Als Komponist hat er Werke für Soloinstrumente und Kammermusikbesetzungen geschrieben, er stand dazu mit dem Komponisten Conrado del Rosario in einem intensiven, Jahre langen Diskurs.

Markus Bongartz

Himmelsrad (2016)
für Mezzosopran, Flöte, Klarinette, Violine, Viola, Violoncello und Klavier UA

Die Texte sind dem Band „Hafis, Rumi, Omar Chajjam – Die schönsten Gedichte aus dem klassischen Persien“  in einer Übertragung von Cyrus Atabay, hrsg. von Kurt Scharf im Verlag C. H. Beck entnommen.
Die Verwendung erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Inselverlages und des Verlages C. H. Beck.
I
Omar Chajjam: Obwohl ich schön

Obschon ich schön von Angesicht und Farbe bin
tulpengleich die Wange, die Gestalt zypressengleich
wurde es nicht klar, warum
der ewige Maler mich schmückte
für das Freudenhaus aus Staub

I
Omar Chajjam: Zuerst erschuf er mich...

Zuerst erschuf er mich mit Zwang
außer meinem Staunen
vermehrte er
dem Dasein nichts
Widerstrebend nehmen wir Abschied
und wissen nicht die Absicht der Geburt
des Lebens und des Todes

III
Omar Chajjam: Das Himmelsrad

Das Himmelsrad gewann nichts durch mein Kommen
noch wird mein Gehen seine Pracht vergrößern
auch haben meine Ohren von keinem je vernommen
warum ich in diese Welt geschickt
und warum aus ihr fort

IV
Omar Chajjam: O Herz, du wirst das Rätsel nicht entwirren

O Herz du wirst das Rätsel nicht entwirren
die Einsicht der Wissenden wird dir verschlossen bleiben
begnüge dich hier mit Wein und dem Becher der Seligkeit
denn ob dich dort Seligkeit erwartet ist ungewiß

V
Interludium

VI
Chaje Shams-ed-din Mohammad – Hafis: Engel sah ich gestern Nacht im Traum
Engel sah ich gestern Nacht im Traum Schenkentüren schlagen
und aus Ton formten sie den Erdensohn
tranken danach auf sein Wohl
und des Himmels Bürger zechten mit mir,
dem Bettler, der am Wege sitzt
Dem Himmel wurde die anvertraute Last zu schwer
ich, der Närrische, bin ausersehen, sie zu tragen
Jene, die um Lehren Kriege führ'n, vergib!
Sähen sie die Wahrheit, schlügen sie wohl nicht den Irrweg ein
Lob sei Gott, dass er sich mir versöhnt
Das ist Feuer nicht, in dem die Kerzenflamme sich als Lächeln zeigt;
jene Glut ist wahre Glut erst
deren Sein den Schmetterling verbrennt

VII
Rumi: Im Innern deines Hauses
Im Innern des Hauses seines Herzens
steht die Säule dieser säulenlosen Welt
der es schwindelt von euren Gedanken
sonst wäre ruhend diese ruhelose Welt

VIII
Rumi: Ihr Wünsche meines Herzens
Ihr Wünsche meines Herzens kommt, o kommt,
Gefährte und Ernte meines Herzens komm, o komm,
verstrickt und wirr bin ich wie dein Haar
komm Löser meines Rätsels, komm, o komm,
sprich nicht vom Weg und von Karawansereien
du bist der Weg und die Karawanserei, komm, o komm
Du hast eine Handvoll Lehm von der Erde genommen
ich bin mit jenem Lehm vermengt, komm, o komm
solange ich noch von Gut und Böse weiß
habe ich deine Schönheit nicht ergründet, komm, o komm

IX
Omar Chajjam: Wenn das Herz den Sinn des Lebens wüßte
Wenn das Herz den Sinn des Lebens wüßte
würde es im Tod göttliches Geheimnis wissen
heute, wo du dir selbst gehörst
weißt du nichts
morgen, wenn du dein Selbst verläßt
was wirst du wissen?


Markus Bongartz, geboren 1963 in Mönchengladbach.
1983-86 zunächst Violinstudium an der Folkwang Hochschule bei Helmut Hoever und Adolphe Mandeau
1986-92 Kompositionsstudium bei Nicolaus A. Huber, 1990-92 Studium der Elektronischen- und Computermusik bei Dirk Reith, Sommerkurse bei Tristan Murail, Marco Stroppa, James Dillon und Ole Lützow-Holm
1991 Vortrag Struktur und Intuition, Versuch einer Anwendung von Sprachtheorien auf die musikalische Analyse zur Charakterisierung von musikalischen Sprachstilen. 1993 Kompositionsabschluss in Essen, Sonderpreis der Jury für das Orchesterstück ... durch die Reinheit der Substanz ist es, was es ist, Wege zu suchen ... beim FESTIVAL INTERNATIONAL DE MUSIQUE DE BESANÇON. 1994 erster Preis beim Wettbewerb „Musikpreis des NDR“ für das gleiche Stück
1995-96 Stipendium des DAAD für einen Studienaufenthalt an den ATELIERS UPIC in Paris, gleichzeitig Kurse über Computermusik an der Université Paris VIII bei Horacio Vaggione. 1996 Einladung zur Session de Composition in Royaumont/Paris, geleitet von Brian Ferneyhough, Klaus Huber und Xu Shuya, mit Unterstützung der Stiftung Kunst und Kultur des Landes NRW. 1999 Arbeit über Musik und Politik bei Hans Werner Henze und Luigi Nono. 1999 Einladung zu einem Einführung in die Computermusik am musikwissenschaftlichen Institut der Ruhruniversität Bochum. 2003 Mitwirkung am Projekt „Die Exotik des Anderen“ in Tokyo; Einladung an das Yoshiro Irino Institute of Music
2003 Kompositionsauftrag der Kulturstiftung NRW für das Ensemblestück „Zeit genug“. Seit 2011 ist er Mitglied der Gruppe für experimentelle Musik und Medienkunst (GEMART) in Hannover
Seit 2013 ist er Vorsitzender der Berliner Gesellschaft für Neue Musik
Zusammenarbeit u.a. mit dem Ensemble L’itineraire, dem Ensemble Köln, dem Ensemble Mosaik, dem NDR Sinfonieorchester und dem Deutschen Sinfonieorchester Berlin. Lebt seit 2008 als freischaffender Komponist und Musikerzieher in Berlin


John Palmer
Alba (2016)
für Violine, Viola, Violoncello und Klavier UA
Das Stück wurde angeregt durch ein Gedicht von Heloïse Ph. Palmer mit dem Titel Dawn aus der Gedichtsammlung ohne sie, wo wärest Du?, die 2014 veröffentlicht wurde.
Dawn
Blissful glory
the morning dew
tenderly bathing
Rose’s petals…
…trembling the shrub
in self-experience.
Dusky glover
blushing
at your feet.

Die deutsche Übersetzung der Autorin:
Morgendämmern
So herrlich,
wie der sanfte Morgentau
die Rosenblütenblätter
zart benetzt …
… der Strauch erlebt sich
zitternd.
Der dunkle Klee
zu Deinen Füßen
errötet.

John Palmer, geboren 1959 studierte Klavier in Zürich und an der Musikhochschule Luzern, wo er sein Klavierdiplom erhielt. Er nahm an Kompositionskursen bei Edison Denissow und Vinko Globokar teil. Seine Nachdiplomstudien führten ihn zurück nach London, vorerst ans Trinity College of Music, wo er sein Fellowship Diploma in Komposition erhielt, dann an die City University, wo er seine Promotion abschloss. Er studierte auch die Kunst des Dirigierens bei Alan Hazeldine an der Guildhall School of Music in London. Palmer nahm an weiteren Studien bei Vinko Globokar an den Internationalen Meisterkursen in Dartington, England, teil und danach interessierte er sich besonders für die Musik von Jonathan Harvey, den er regelmässig für zwei Jahren konsultierte. Er war auch ein Freund von John Cage, dessen Sinn für Klangexperimentation in Palmers Musik oft zu hören ist. In den Siebziger Jahren war John Palmer als Pianist in Raum der Improvisation und experimentellen Musik sehr aktiv. Seit 1980 hat er zahlreiche Werke für Orchester und verschiedene kammermusikalische Besetzungen, sowie instrumentale, Chor und elektroakustische Musik komponiert. Aufführungen und Konzerttätigkeiten als Komponist, Pianist, Klangprojektionist und Dirigent haben ihn durch Europa, nach Amerika und Asien geführt.
„ In der Versenkung ins reine Hören ist der Mensch ganz bei sich: Musik als Klangbild der wahrgenommenen Welt. Ein Bild jenseits der Zeit und in ständiger Bewegung. Musik als Klangmagie...". 
„Palmers Bewusstsein für Klang, Raum und Zeit läßt ihn oft in starkem Maße Prioritäten bezüglich der Klangeigenschaften setzen. Für ihn sind Klangfarbwandlungen von großer psychologischer und metaphysischer Bedeutung. Sie reflektieren aesthetische und interkulturelle Allegorien eines Komponisten, der seit Jahren eine internationale kulturelle Identität erreicht hat. Seine kompositorischen Techniken sind in ständiger Entwicklung und variieren von Werk zu Werk, von der Verwendung präziser Methodologien bis zur spontansten Entfaltung musikalischer Ideen, die auf reiner Intuition basieren; es ist ein unverkennbarer individueller Stil.“ (Stephen Hawkes, New York, 2004)

Seyko Itoh
My Favorite Things (2013)
für Flöte, Klarinette, Violine, Viola, Violoncello, Klavier, Live-Performance und Video
My favorite things (2013)
gewann den ersten Platz beim Wettbewerb um den Hanns-Eisler-Preis für Komposition zeitgenössischer Musik. Das Stück wurde angeregt durch das Werk der deutschen Dichterin Unika Zürn, die das Schreiben von Anagrammen zu ihren «Lieblingsdingen» zählte. Es ist ein intermediäres Werk für Sextett und Performerin, das eine Video-Projektion miteinschließt. Die Performerin ist das Modell einer deutschen Dichterin, Unica Zürn (1916-70), die besonders durch ihr Anagramm-Gedichte bekannt geworden ist.
Folgendes Gedicht wird im Stück benutzt:
WENN DIE NEUN ZUR SECHS GEWORDEN IST
WO REGNET’S ZWISCHEN NEUN UND DREI? ES
REGNET ZWISCHEN UNS SO NEU. DER WINDE
NEUN IST ZUR SECHS GEWORDEN. WENN DIE
WEGE ROT, RENN ZU UNS, DICH WEISS. ENDEN
WERDEN WIR ZU SIEGEN. STUNDEN, SCHOEN
ZU ERROETEN. SCHWEIGEND, WISSEND, NUN.

Unica Zürn: „Der Mann in Jasmin“
Das Video zeigt den Schreib- und Denkprozess der Dichterin, die im Begriff ist, ein Anagramm-Gedicht zu schreiben, indem es ihre handschriftlichen Aufzeichnungen auf die Leinwand mittels eines von Max/MSP/Jitter gesteuerten Grafiktablett projiziert. Die Performerin sitzt als Dichterin auf der Bühne und schreibt das Gedicht live mit der Musik. Der ganze Ablauf enthält 3 verschiedene Situationen, die durch 3 entsprechenden Farben des Hintergrundes unterscheidet werden.
BLUE Der Ablauf, in dem sie ausprobiert, verschiedene Wörter intuitiv zu verknüpfen und alle möglichen Zusammenhänge zu testen.
RED Der Ablauf, in dem sie die endgültigen Sätze aufschreibt.
YELLOW Der Ablauf, in dem sie die Summe von den schon benutzten Alphabeten im blauen Teil berechnet.


Die Sopranistin Gesa Hoppe wuchs in einer Kieler Pastoren- und Kirchenmusikerfamilie auf und begann bereits als Kind, als Gesangssolistin aufzutreten. Ihre Ausbildung erhielt sie an den Staatlichen Hochschulen in Detmold und Karlsruhe. Preise beim Paula-Lindberg-Salomon-Wettbewerb „Das Lied“1993 und beim Bundeswettbewerbs Gesang 1996 führten zu ihrem ersten Opernengagement. Mehrere Jahre war Gesa Hoppe dann Ensemblemitglied an den Theatern in Hagen und in Bern, wo sie maßgebliche Rollen ihres Fachs (Pamina, Micaéla, Verkaufte Braut u.a.m.) gesungen hat. Daneben war sie als Gast an vielen europäischen Opernhäusern zu sehen, u.a. an der Staatsoper Berlin, in Hannover, Karlsruhe, Mannheim und Zürich. Sie arbeitete mit Dirigenten wie Markus Poschner, Adam Fischer, Marcus Creed und Peter Eötvös zusammen und trat unter Claudio Abbado bei den Festspielen in Salzburg, Edinburgh und Luzern auf. Gesa Hoppe singt ein breit gefächertes Oratorienprogramm von Barock bis zu zeitgenössischer Musik in ganz Europa (Berliner Philharmonie, Concertgebouw Amsterdam, Tonhalle Zürich, Händelfestspiele Karlsruhe u.a.m.) und hat sich insbesondere als Interpretin zeitgenössischer Musik einen Namen gemacht. In modernen Opern- und Konzertproduktionen tritt sie weltweit auf. So war sie z.B. 2009 beim Holland Festival Amsterdam und beim Melbourne Arts Festival als 1.Dame in Pascal Dusapins Oper „Medea“ (mit der Tanzkompanie Sasha Waltz&Guests) zu sehen. 2010 sang sie die Uraufführung des Oratoriums “Hinter der Mauer” zum 20.Jahrestag der Wiedervereinigung Deutschlands in Berlin, Jerusalem und Dresden (mit dem RIAS-Kammerchor und der musikFabrik unter H.-C. Rademann). Mit dem modern art ensemble verbindet sie eine mehrjährige Zusammenarbeit. www.gesahoppe.de

modern art ensemble
Die besondere Qualität dieses Ensembles besteht darin, daß es seine Virtuosität nutzt … um die individuellen Triebkräfte des einzelnen Musikstücks zu erhellen.
...Man meint den Gedanken hören zu können, wenn das modern art sextet spielt.
Peter Uehling, Berliner Zeitung

Das modern art ensemble wurde 1994 gegründet. Seit seiner Gründung veranstaltet es eigene Konzertreihen, unter anderem im Konzerthaus Berlin und in der Paul-Gerhardt Kirche Berlin. Sein Repertoire umfasst das ganze Spektrum der zeitgenössischen Musik: Es reicht von Bearbeitungen klassischer Stücke über die Werke wichtiger Komponisten der Neuen Musik bis hin zu Uraufführungen aktueller Musik.  Es hat über 130 Uraufführungen in seinen Konzerten präsentiert und arbeitet eng mit vielen Komponisten aus Berlin, aus ganz Europa, aus Ost- und Südostasien zusammen. Konzertreisen führten es mehrmals nach Südkorea, in die Philippinen, nach Polen und Bulgarien. Es hat als ausführendes Ensemble bei zahlreichen Musiktheaterproduktionen im Konzerthaus Berlin mitgewirkt, konzertante Opernaufführungen realisiert und Live-Musik zu Kinofimen gespielt. Es hat mehrere CD's veröffentlicht (Portrait CD's von Sidney Corbett und Gerald Humel sowie die CD „Haiku“ mit Werken von 13 Berliner Komponisten).

Yoriko Ikeya kam mit abgeschlossenem Hochschulstudium der Toho-Gakuen Music University Tokyo nach Berlin, um ihr Studium an der Universität der Künste bei Prof. Erich Andreas und Prof. Klaus Hellwig fortzusetzen. 1988 schloß sie ihr Studium mit der Konzertreife ab und trat eine Stelle als Dozentin an der Universität der Künste an. Yoriko Ikeya ist Preisträgerin großer Klavierwettbewerbe. Als Solistin ist sie mit verschiedenen Sinfonieorchestern aufgetreten und hat zahlreiche Recitals auf internationalen Bühnen gegeben. Sie ist seit 1994 Mitglied des Ensembles UnitedBerlin und Mitbegründerin des modern art ensembles Berlin. Sie tritt bei internationalen Festivals auf, Konzertreisen führten sie durch viele Länder Europas, Südamerikas und Asiens. Sie ist als Kammermusikpartnerin international renommierter Solisten aufgetreten, hat mit vielen der bedeutendsten zeitgenössischen Komponisten zusammengearbeitet und hat über 250 Werke uraufgeführt. Ihre Arbeit als Solistin und Kammermusikerin ist auf über 20 CD‘s dokumentiert, darunter eine Klavier-Solo  CD mit Musik zeitgenössischer Berliner Komponisten („Berlinisches Tagebuch“, Thorofon), die Einspielung der Werke für Saxophon und Klavier von Jean-Baptiste Singelée (zusammen mit Christian Peters, Dabringhaus) und eine Duo-CD zeitgenössischer Musik für Flöte und Klavier (zusammen mit Klaus Schöpp, „Songs of a desert bird, Made from nothing).

Theodor Flindell studierte bei Thomas Brandis und Axel Gerhard an der Universität der Künste Berlin sowie bei Shmuel Askenasi in den USA. 2001 schloß er sein Studium mit dem Konzertexamen ab. Er war Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes sowie des DAAD. Er war 1999/2000 Mitglied des Frankfurter Museumsorchester (Oper Frankfurt am Main) und wirkte in zahlreichen weiteren Orchestern und Kammermusikensembles mit, u.a. im Ensemble Oriol und im Orchester der zeitgenössischen Oper Berlin. Er lebt als freischaffender Musiker in Berlin und ist seit 2001 Mitglied des modern art ensembles sowie seit 2013 des Kammerensembles Neue Musik Berlin.

Jean-Claude Velin erhielt seinen ersten Violinunterricht im Alter von 7 Jahren bei Gérard Poulet am Konservatorium in Saint-Maur. 1969 begann er sein Violinstudiums in der Klasse von Michele Auclair am Nationalen Konservatorium in Paris. 1971 erhielt er im Alter von nur 15 Jahren seinen Abschluss mit dem "Premier Prix" mit besonderer Auszeichnung und einstimmigem Juryvotum. Im selben Jahr erhielt er auch den "Premier Prix" für Kammermusik.
In den darauffolgenden Jahren war er mehrfacher Preisträger bei Internationalen Wettbewerben wie dem Tibor Varga Wettbewerb in Sion (1973), dem Paganiniwettbewerb in Genova (1974), dem Jacques Thibaut Wettbewerb (1981) und dem Internationalen Kammermusikwettbewerb in Paris (1980). 1981 wurde er Mitglied im Orchestre de Paris. 1982 erhielt er eine Berufung in das National Orchester von Lille als Erster Konzertmeister. Gleichzeitig konnte er dank eines Stipendiums an einer Reihe von Meisterkursen mit Itzahk Perlman teilnehmen und sowie ein regulärem Studium bei Dorothy Delay an der Julliard School in New-York aufnehmen. 1985 erhielt er die Co-Konzertmeisterstelle im Symphonieorchester von New-Orleans, 1986 wurde er Konzertmeister in Rochester N.Y., 1987 Mitglied in der Metropolitan Opera von New York. 1994 wurde er Mitglied in der Staatskapelle Berlin, 1997 Stimmführer der 2. Geigen in der Komischen Oper Berlin. Seit 1998 ist er freiberuflich als Kammermusiker tätig, sowohl als Geiger sowie auch als Bratschist.


Matias de Oliveira Pinto erhielt schon in früher Kindheit Klavierunterricht, später Cellounterricht und wurde bereits mit 18 Jahren, noch Schüler von Prof. Zygmunt Kubala, Lehrbeauftragter an der Musikhochschule in Curitiba (Brasilien). Noch im selben Jahr folgte ein Meisterkurs bei Aldo Parisot und ein erfolgreicher Wettbewerb, der ihm ein Stipendium der Herbert-von-Karajan-Stiftung einbrachte. In Europa folgte das Studium bei Prof. Eberhard Finke ( 1.Solocellist der Berliner Philharmoniker ) sowie ein zweijähriges Studium an der Franz-Liszt-Akademie in Budapest bei Prof. Csaba Onczay. Weitere Meisterkurse bei Antonio Meneses, Gerhard Mantel, William Pleeth und Paul Tortelier. Viele Konzertreisen führten Matias de Oliveira Pinto durch Südamerika, Europa, USA, nach Japan, Australien und nach Neuseeland wo er sowohl als Solist als auch als Kammermusiker und Pädagoge tätig war. Neben seiner Konzerttätigkeit ist Matias de Oliveira Pinto ein gefragter Cellopädagoge. Er ist 2005 zum Professor an der Musikhochschule Münster berufen worden, ist Gastprofessor an der Universität der Künste Berlin, gibt Violoncello- und Kammermusikkurse in Deutschland, Frankreich, Brasilien, USA, Japan und Neuseeland. Die Berliner Verlage "Edition Margaux" und "Neue Musik" verpflichteten ihn als Herausgeber zeitgenössischer Celloliteratur.

Unolf Wäntig studierte  von 1981 bis 1986 an der Hochschule für Musik Hanns-Eisler in Berlin bei Manfred Rümpler und besuchte Meisterkurse bei Ewald Koch und  Eduard Brunner. Schon im Studium übte er eine Substitutentätigkeit im Rundfunksinfonieorchester Berlin aus.
1986 bis 1988 war er Soloklarinettist im Theater der Stadt Brandenburg und ist seit 1988 Solo-Es-Klarinettist an der Staatsoper Berlin. Er ist Gründungsmitglied des Kammerensembles Neue Musik Berlin und des modern art ensembles. Zahlreiche CD-und Rundfunkproduktionen in Zusammenarbeit mit zahlreichen Komponisten. Tourneen nach Argentinien, Brasilien, Israel, Japan, Südkorea und in viele europäische Länder.

www.modern-art-sextet.de


BKA CLUB Konzert
Freitag, 21. Oktober, 23:30 Uhr

Arnold Dreyblatt Ensemble
The Orchestra of Excited Strings

Arnold Dreyblatt, Excited Strings Bass | Electronics
Konrad Sprenger (Jörg Hiller), Percussion |  6 Channel Digitally automated E-Guitar
Joachim Schütz, Modified E-Guitar


Saiten über Berlin
Minimal - rock - transcendental - schamanistisch - spektrale Musik auf mutierten Instrumenten mit Elektronik.
 

One of the second generation of New York minimal composers, Arnold Dreyblatt studied music with Pauline Oliveros, La Monte Young, and Alvin Lucier and media art with Woody and Steina Vasulka.

Arnold Dreyblatt has charted his own unique course in composition and music performance. He has invented a set of new and original instruments, performance techniques, and a system of tuning. Often characterized as one of the more rock-oriented of American minimalists, Dreyblatt has cultivated a strong underground base of fans for his transcendental and ecstatic music.

 
Wir freuen uns auf Sie!
Herzlich grüßen Sie
Rainer Rubbert und Martin Daske



Die Unerhörte Musik wird gefördert aus Mitteln des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Senatskanzlei, Kulturelle Angelegenheiten

Alle Veranstaltungen finden im BKA-Theater, Mehringdamm 34, 10961 Berlin, statt. Telefon: 030 - 20 22 007
Eintritt: 13,- / 9,- €
Zehnerkarte: 80,- / 60,- € (übertragbar)


 
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